Es gibt Tage, da muss jeder Schüler durch. Und es gibt Lehrer, die den motivierten Schüler an diesen Tagen allein mit dem gesprochenen Wort in den Wahnsinn treiben. Ich spreche von den Lehrern, die allein durch ihr wissen dem Schüler das Gefühl geben einen IQ von 60 zu besitzen. Jene Lehrer, die ihre Brillen dazu zu nutzen, ihren „Ich weiß, was du gerade nicht weißt“ Blick eine überdimensionale Bedeutung zu geben. Und jene Lehrer, die ihre Gesangsausbildung eindeutig in einem buddhistischen Mönchskloster absolviert haben.
Jene Art von Lehrer steht nun im Licht der Göttlichkeit neben mir. Entschlossen packe ich meine Kaffee Tasse (wohl inzwischen meine 5. in der letzten viertel Stunde) und blicke erwartungsvoll hoch zu dem Göttlichen. Nach ein paar Stimmübungen, wie „Guten Morgen“ beginnt die Inquisition der schulischen Einrichtung. Heute ist der Lehrer besonders auf die Front konzentriert. Zu meinem Bedauern sitze ich genau dort. Der gut einstudierte Blick: „Ich höre dich und weiß alles“, wird dem Lehrer mit aller Kraft entgegen geschleudert. Glücklicherweise scheint der Göttliche diesen Blick richtig gedeutet zu haben, denn seiner wandert weiter und trifft meine bessere Hälfte zur Linken. „Na, was haben wir denn letzte Woche gemacht?“ Panisch werden die Gehirnzellen mit einer hohen Dosis Schreckenshormone auf Trab gebracht. Diese sind jedoch gerade beschäftigt den äußerst nutzvollen Fluchtreflex auszulösen. Ein hastiges Schulterzucken, der Göttliche wendet sich ab und meine bessere Hälfte nutzt die Chance zu flüchten – zum stillen Örtchen.
Nun meinem Schutz beraubt, fühle ich mich meiner Existenz bedroht und nehme hastig einen großen Schluck Kaffee. Zum Glück schafft es aber jemand anderes die letzte Stunde zu reflektieren. Wie schon seit mindestens drei Wochen geht es um die Zeit der Diktatur. Und wahrscheinlich wird es die nächsten drei Wochen so weitergehen.
Und schon fängt der Göttliche an, seine Stimme zu erheben und über den 2. Weltkrieg zu referieren. Inzwischen ist meine bessere Hälfte wieder zurück.
In den ersten 10 Minuten bekam ich gerade so viel mit, wie die Wörter: Deutschland, Polen, Konferenzen und alle möglichen Zahlen zwischen 1933 und 1945. Kurz darauf falle ich in einen tranceähnlichen Zustand, indem die Frage: „Was war zuerst da, der Schüler oder die Folter?“ mein konstruktives Denken beherrscht. Step by Step erklärt der Göttliche den Ablauf des 2. Weltkrieges. Hier beschließe ich – natürlich um meinen Seelenfrieden zu bewahren und aus rein Anthropologischen Gründen – einem Artgenossen der Rasse Homo Sapiens auf das stille Örtchen zu folgen. Dieser Ort der Meditation bietet alles, um einen klaren Kopf zu bekommen: Gestank, Licht und eine befriedigende Entleerung der unteren Inhalte. Nach einem mitfühlendem Wortwechsel mit meinem leidendem Artgenossen, kehre ich auf meinen Stuhl zurück und plumpse hernieder.
Den Rest der insgesamt 90 Minuten verbringe ich mit dem Ausdenken von liebevollen Reimen auf meinen göttlichen Lehrer. Schließlich steigt Jesus doch noch vom Kreuz und erbarmt sich unser. Er klingelt zur Pause. Kaum ist der Lehrer aus der Tür, werden fleißig kleine Minibomben aus misshandelten Bäumen geknüllt und durch Kanonenrohre Marke
„Fil – ZER“ abgeschossen. Nachdem Deutschland erfolgreich abgeboomt und ungefähr 100 Minenfelder gelegt wurden, habe ich mehr von 2. Weltkrieg gelernt, als im Unterricht:
Deutschland verlor.
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